Die 24 Stunden von Le Mans 1990

Schikanen

Le Mans 1990

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1990 brachte die größte Veränderung für die Rennstrecke seit langer Zeit.: Auf Druck der F.I.A., als oberster Institution des Motorsports, musste der Veranstalter in die bis dahin längste Gerade der Welt, die Hunnaudieres, 2 Schikanen einbauen, weil laut neuer Bestimmungen keine Gerade von mehr als 2 km Länge zulässig ist. Der A.C.O. wehrte sich zwar lange dagegen, aber als damit gedroht wurde, dem Rennen jeglichen offiziellen Status und potentiellen Teilnehmern die Lizenzen zu entziehen, gab man nach. Dadurch änderte sich nicht nur der Charakter der Rennstrecke, auch die Autos waren betroffen: War bis dahin die Höchstgeschwindigkeit ein wichtiges Thema, so stand jetzt eher der nötige Abtrieb in den Kurven im Vordergrund. Die Topspeeds sanken um 30-40 km/h, die Rundenzeiten stiegen um 12 bis 15 Sekunden.

Das Rennen hatte dieses Jahr wieder keinen WM-Status und aus diesem Grunde verzichtete das Sauber-Team diesmal auf einen Einsatz. Schade, der neue Mercedes-Benz C11 wäre der erste "richtige" Mercedes seit langer Zeit in Le Mans gewesen, denn das im Vorjahr siegreiche Auto firmierte ja unter dem Namen Sauber C9. Verstanden wurde diese Entscheidung aber von Niemandem, denn im Vorjahr hatte das Rennen ja ebenfalls keinen WM-Status gehabt. Die Freude der Konkurrenz war natürlich groß, denn der C11 war das dominierende Fahrzeug der Saison und ohne Mercedes am Start gab es wieder Siegchancen für alle anderen.

Das Teilnehmerfeld war trotzdem recht vielfältig und es sah diesmal nach einen Großangriff der Japaner auf die Lorbeeren aus: Nissan war mit 6 Werks-Wagen vertreten, Mazda hatte 3 Autos mit Wankelmotor am Start und die Le Mans Legende Jacky Ickx als Rennleiter verpflichtet und Toyota hatte ebenfalls 3 Autos dabei.

Europa war vertreten durch Jaguar und etliche Privat-Porsche. Die Engländer brachten 4 Autos mit und die Marke Porsche war durch insgesamt 17 Wagen des Typs 962 vertreten. Das Joest Team hatte Werksunterstützung und stellte eine speziellen Langheck-Version des 962 für die Fahrer Hans Stuck, Derek Bell und Frank Jelinski zur Verfügung. Desweiteren gab's die "üblichen Verdächtigen": Porsche Kremer, Brun Porsche, Richard Lloyd Racing und andere. Kurzheck oder Langheck? - Das war für viele Porsche-Teams angesichts der veränderten Strecke vor der Rennwoche die große Frage. Nachher stellte sich heraus, dass die Kurzheck-Variante des 962 deutlich besser funktionierte, bereits im Training lieferte das Brun-Team mit dem 2. Startplatz den Beweis dafür.

Das Training wurde von Nissan dominiert und Mark Blundell erzielte mit der speziellen 1.100 PS starken Version des Nissan R90CK die Pole-Position-Zeit. Trotz erstem Startplatz und den weiteren Plätzen 3, 4 und 5 für die Nissan-Werks-Autos begann das Debakel für die Japaner recht früh: Nissan #25 strandete schon in der Einführungsrunde mit defektem Getriebe in der Dunlop-Schikane. Na ja, der Fahrer musste wenigstens nicht so weit zu den Boxen zurücklaufen...

Zunächst führte noch Nissan #24, gefolgt vom Brun-Porsche #16 mit Oscar Larrauri am Steuer. Die Jaguare gingen das Rennen eher verhalten an und lagen auf den Plätzen 4 bis 7. Nach den ersten Boxenstopps lag dann der Brun-Porsche vorne. Einer der Nissan kollidierte mit einem Toyota und fiel durch die nötigen Reparaturen erst mal weit zurück. Nach etwa 2 Stunden lag dann Jaguar in Führung, gefolgt von Porsche und einigen japanischen Autos und das blieb auch einige Zeit so.

Nach Mitternacht gab es eine längere Pacecar-Phase, weil ein Lancia mit dem Toyota # 36 kollidierte und dabei abseits der Strecke in die Bäume flog. Daraus resultierte dann sogar ein kleiner Waldbrand und es dauerte bis fast zum frühen Morgen, um alles aufzuräumen.

Am Sonntagvormittag war weiterhin Jaguar #3 in Führung, dicht gefolgt vom Brun-Porsche und einem weiteren Jaguar. Für den führenden Jaguar war die Situation allerdings nicht allzu komfortabel. Man lag zwar eine Runde vor dem Brun-Porsche, aber der 4. Gang funktioniert nicht mehr. Eine halbe Stunde vor Schluss passierte dann das große Drama für das Schweizer Brun Team: Nachdem man über 23 Stunden um den Sieg gekämpft hatte blieb der Wagen # 16 mit Jesus Pareja am Lenkrad mit Motorschaden nahe Mulsanne liegen. Der Fahrer stieg heulend aus dem Auto, so kurz vor dem Ziel war das natürlich bitter. Obwohl man bis dahin bereits 353 Runden zurückgelegt hatte, (also 1 Runde mehr als der spätere drittplatzierte 962 des Alpha Racing Teams) kam die #16 noch nicht einmal in die Wertung, denn die Regeln sagen klar, dass nach 24 Stunden die Ziellinie überquert werden muss. Typisch britisches Fairplay gab es dann bei der abendlichen offiziellen Siegesfeier, dort soll es laut Berichten auch von den Jaguar-Leuten stehende Ovationen für das Brun-Team gegeben haben.

Das Jaguar-Team rollte nach dem Ausfall des Brun-Porsche einem ungefährdeten Doppelsieg entgegen, gefolgt von 2 Porsches. Das Engagement der Japaner wurde immerhin noch mit Platz 5 für Nissan und Platz 6 für Toyota belohnt.

Von den 3 Mazdas mit den Wankelmotoren kam nur die rein japanisch besetzte #203 ins Ziel, und auf den 20. Gesamtrang, das bedeutete immerhin den Sieg in der IMSA GTP Klasse. Die beiden anderen, fahrerisch deutlich stärker besetzten Wagen von Weidler/Herbert/Gachot und Johansson /Kennedy/Dieudonné fielen aus. Mazda-Teamleiter Jacky Ickx hatte genug gesehen und begann umgehend mit den Vorbereitungen für 1991 ...

Nach dem Rennen zogen dunkle Wolken auf: Die F.I.A. plante für das nächste Jahr, die Sportwagenrennen abseits von Le Mans von 1000 auf 500 km zu kürzen und ein neues Motorenreglement mit 3,5 Liter-Saugmotoren (wie in der Formel 1) einzuführen. Die "alten" Gruppe C-Prototypen sollten nur noch mit erheblich gestutzten Flügeln (1.000 kg Fahrzeugmindestgewicht und limitiertem Treibstoffverbrauch) für eine Übergangszeit geduldet werden. Zudem wollte man von den Teams ein hohes Startgeld sehen und verlangte, dass sich alle Teams für die komplette WM, die bereits für 1991 auf 12 Rennen aufgeblasen wurde, einschreiben müssten. Bei Nichtteilnahme an einzelnen Rennen würden Strafgebühren fällig. Alle getroffenen Entscheidungen führten letztendlich zum Tod der Sportwagen-WM-Serie im Jahr 1993.

Team LeMansZone 1990

  • Diddy Born
  • Reinhard Brügger
  • Thomas Fiebig
  • Werner Kirchmann
  • Christoph Kortmann
  • Rainer Lippke
  • Martin Ott

Zeltplatz: Houx Annexe

Eintrittskarte 1990

Rennergebnis