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Die 24 Stunden von Le Mans 1996
Der Bastard
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In diesem Jahr war wieder das Porsche Werksteam dabei. Nachdem 1994 noch das Reglement überlistet wurde, hatte man dieses Jahr zwei "echte" GT1-Autos in Zuffenhausen gebaut, natürlich mit viel bewährter Porsche 962-Technik. Die Fahrermannschaft war vom Feinsten: Hans-Joachim Stuck, Thierry Boutsen, Bob Wollek, Karl Wendlinger, Yannick Dalmas und Scott Goodyear. Bei der Nennung der beiden Werksporsches drückte der A.C.O. allerdings beide Augen zu, denn die für die Homologation eigentlich erforderlichen 25 straßenzugelassenen Exemplare gab es noch nicht. Aber da der A.C.O. die beiden Werkswagen natürlich unbedingt dabei haben wollte, war das kein Problem.
Nicht nur die GT1-Klasse, sondern auch die vom A.C.O. neu gestaltete LMP1 Klasse galt als gesamtsiegfähig. Reinhold Joest wollte nach seiner Auszeit im Jahr zuvor wieder teilnehmen und wurde bei seiner Suche nach 2 Einsatzwagen für Le Mans beim Porsche-Werk fündig. Dort standen seit über einem Jahr 2 offene Prototypenchassis, die Porsche von TWR (Tom Walkinshaw Racing, dem ehemaligen Jaguar-Werks-Team) erworben hatte. Diese Konstruktionen, die in ihrem früheren Leben bereits als Jaguar XJR-14 und als Mazda MXR-01 unterwegs gewesen waren, kann man als "echte Bastarde" bezeichnen. Porsche wollte diese beiden Bastarde ursprünglich bereits im Jahr zuvor in der WSC-Rennserie (World Sports Car) der IMSA (International Motor Sports Association) in Nordamerika einsetzen, aber als die IMSA kurz vor dem ersten Lauf das Reglement zu Porsches Ungunsten änderte, verzichteten die Stuttgarter auf die Teilnahme. Joest ließ die beiden Chassis bei Porsche entstauben, mit dem bewährten 6-Zylinder-Boxer-Turbo ausstatten und meldete die Fahrzeuge mit dem sperrigen Namen "TWR-Porsche WSC-95" in der LMP1-Klasse zum Rennen in Le Mans an. Mit der #7 wurde das Auto gefahren von Davy Jones, Alexander Wurz, und Manuel Reuter, die #8 teilten sich Michele Alboreto, Pierluigi Martini und Didier Theys.
Auch Mario Andretti zog es wieder nach Le Mans: Ein Sieg in diesem Rennen fehlte ihm ja immer noch in seinem Rennfahrer-Lebenslauf. Wie bereits im letzten Jahr fuhr er wieder für das französische Courage- Porsche-Team, seine Teamkollegen in der #4 waren diesmal Jan Lammers und Derek Warwick, beide Le Mans-Sieger.
Die Rennwoche fing gut an für den Joest-Team, denn die #8 stand nach dem Qualifying auf der Pole Position. Kurz nach dem Start übernahm dann Joest-Porsche # 7 die Führung, mit dem erst 22 Jahre alten Alexander Wurz sowie Manuel Reuter und Davy Jones am Steuer. Dicht dahinter lagen die beiden GT1-Werksporsche, und bis zum Abend mussten sie allerdings den Joest Porsche 1 Runde davonziehen lassen.
Die Nacht lief absolut perfekt für das Joest-Team, es gab zwar einige Probleme während der Nacht, aber praktischerweise konzentrierten sich diese nur auf eines der beiden Fahrzeuge, die #8. Wagen #7 lief wie ein Uhrwerk und lag Sonntagmittag immer noch vorn. Dann stand ein ungeplanter Wechsel der vorderen Bremsscheiben an, die Führung musste dadurch aber nur kurzfristig an den GT-1-Werksporsche mit Hans Stuck am Steuer abgegeben werden. Nach den nächsten Boxenstopps lag man wieder vorne und das blieb auch bis zum Zieleinlauf um 16 Uhr so. Der Österreicher Alexander Wurz wurde so mit knapp 22 Jahren zum jüngsten Le Mans-Sieger aller Zeiten, und Routinier Manuel Reuter siegte nach 1989 zum 2. Mal.
Das Joest-Team schaffte damit das, was sie bereits 1984 und 1985 erreicht hatten, nämlich als Privatiers das Porsche-Werksteam zu besiegen. Man siegte übrigens auch wieder mit der gleichen Startnummer wie 1984 und 1985, der #7. Bemerkenswert war auch, dass der Erfolg mit einem Auto erzielt wurde welches noch nie zuvor ein Rennen bestritten hatte. Einer der Schlüssel war sicherlich die Boxenarbeit der Joest-Crew: #7 stand insgesamt nur 55 Minuten während des Rennens an den Box, rund 3 Minuten weniger als der nächstbeste Konkurrent, das machte fast eine ganze Runde aus. Der andere Joest-Wagen war deutlich weniger von den Renngöttern begünstigt und fiel in der letzten Rennstunde mit gebrochener Antriebswelle aus, natürlich ganz bitter für die Fahrer und das Team.
Auf den Plätzen 2 und 3 folgten die beiden GT1-Werksporsche, für Bob Wollek hatte es also auch im 25. Anlauf wieder nicht zum Sieg gereicht.
Zum ersten Mal seit 1981 (damals Ickx/Bell auf Porsche 936) gewann wieder ein offener Sportwagen. McLaren konnte nicht an den Vorjahreserfolg anknüpfen, aber immerhin waren 5 dieser Autos unter den ersten 10 des Gesamtklassements. Die beiden Ferrari 333 SP (Dallara Chassis mit Ferrari-V12-Motor) waren zwar schnell (Eric van de Poele drehte sogar die schnellste Runde des Rennens) aber leider nicht sehr haltbar, keiner kam ins Ziel. Und Mario Andretti? Es wurde wieder nichts mit einem Le Mans Sieg - nach einigen technischen Pannen und einem Unfall in der Indianapolis-Kurve erreichte der Courage-Porsche-#4, mit satten 39 Runden Rückstand, nur noch Platz 13.
Team LeMansZone 1996
- Diddy Born
- Ihno Goldenstein
- Werner Kirchmann
- Rolf Sommer
- Thomas Zander
Zeltplatz: Expo
Rennergebnis
- 1. PlatzDavy Jones, Alexander Wurz, Manuel Reuter, TWR Porsche WSC 95, Joest Racing
- 2. PlatzHans-Joachim Stuck, Thierry Boutsen, Bob Wollek, Porsche 911 GT1, Porsche AG
- 3. PlatzKarl Wendlinger, Yannick Dalmas, Scott Goodyear, Porsche 911 GT1, Porsche AG
Vollständige Ergebnisse der 24 Std. von Le Mans 1996 auf der Wikipedia-Website