Die 24 Stunden von Le Mans 2006

Diesel

Le Mans 2006

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So, jetzt hat also tatsächlich ein Diesel-Auto die 24 Stunden von Le Mans gewonnen! Hätte mir das jemand bei meinem ersten Besuch der 24 Stunden anno 1985 prophezeit, ich hätte mich vermutlich freundlich, aber bestimmt, nach dem Alkoholkonsum erkundigt.

Audi hatte ein echtes Monster konstruiert. Mit 12 Zylindern, 5,5 Litern Hubraum und einem Doppelturbolader wurde deutlich mehr Leistung erzielt als beim (Benzin-)Vorgänger R8. Der Motor im R10 TDI produzierte ca. 650 PS und leistete das gigantische Drehmoment von 1.200 Newtonmeter. Die Marketingabteilung hatte darauf bestanden, den Wagen mit einem (vom Reglement nicht geforderten) Russpartikelfilter auszurüsten, dieseltypische schwarze Rauchwolken gab es also auch bei Maximalleistung nicht zu sehen. Wir Zuschauer mussten uns zunächst einmal dran gewöhnen, dass diese Autos aufgrund der im Vergleich zum Benziner niedrigen Drehzahlen kaum zu hören waren. Auch die Fahrer, von denen viele trotz Drehzahlmesser eher nach Gehör schalten, mussten sich umstellen, weil selbst im Cockpit die Reifen- und Windgeräusche den Motor deutlich übertönten. Allerdings mussten sie aufgrund des enormen Drehmoments auch etwas weniger schalten als vorher.

Das Werksteam "Audi Sport Team Joest" war also mit 2 Audi R10-TDI am Start, aber trotz des Premieren-Siegs in Sebring war die Stimmung im Team etwas angespannter als sonst. In Florida hatte es an beiden Autos massive Probleme mit der Kühlung der Dieselmotoren gegeben und während des Rennens schied sogar eines der beiden Autos mit Motorschaden aus. So etwas war mit dem Benzin-betriebenen Vorgängermodell R8 in 5 Jahren und mehr als 100 Renneinsätzen in Europa und USA nicht passiert.

Auch hier in Le Mans gab es Probleme, aber die waren nicht ganz so gravierend. Der Siegerwagen #8 verlor insgesamt etwa 15 Minuten Zeit wegen einer Getriebereparatur und einem defekten Scheinwerfer. Beim zweiten Audi, mit der Joest-Glücksnummer #7, musste während des Rennens der aufwändigere Turbolader gewechselt werden, sodass dieser Wagen im Ziel auf dem für den Rekordsieger Tom Kristensen ungewohnten 3. Platz lag.

Am Ende war der Vorsprung des Audis # 8 auf den zweitplazierten Pescarolo-Judd aufgrund der genannten Reparaturen deutlich kleiner als im vergangenen Jahr, aber immerhin noch 4 Runden. Insgesamt lieferte Audi wieder einmal eine beeindruckende Vorstellung: man schaffte bis zu 16 Runden pro Tankfüllung - die benzingetriebene Konkurrenz nur max. 12 Runden. Zudem wurde von der Konkurrenz die schnellste Audi-Rundenzeit des Rennens noch nicht einmal im Training erreicht! Das Lenkrad des siegreichen Audi teilten sich diesmal Frank Biela, Emanuele Pirro und Marco Werner.

Beim Rest der LMP1 Klasse in sah es punkto Zuverlässigkeit katastrophal aus. Audi und Pescarolo brachten ihre Autos ins Ziel, aber alle 8 anderen LMP1 fielen aus oder kamen nicht in die Wertung. Und so lag dann der Sieger der GT1-Klasse, eine Corvette, bei Rennende sogar auf dem 4. Gesamtrang!

Nach dem Zieleinlauf wurde klar, dass es der Veranstalter A.C.O. bezüglich des Reglements für die LMP1-Klasse wohl etwas zu gut mit den Dieselfahrzeugen gemeint hatte. In den Tagen nach dem Rennen gab es deshalb einige ziemlich wütende Interviews von Henri Pescarolo, der meinte, das man innerhalb dieses Reglements mit einem Benziner wohl keine Chance auf den Sieg hätte und er unter diesen Bedingungen nicht mehr antreten würde.

Man muss dem Veranstalter zugutehalten, dass sie absolutes Neuland betreten haben, niemand konnte sicher vorhersagen, wie leistungsfähig das Diesel-Konzept im Vergleich zu den Benzinern sein würde. Nun, Audi hatte jetzt gezeigt was möglich ist und der A.C.O. hat auch bereits entsprechend reagiert: Für 2007 wurde das Tankvolumen für die Diesel-Protypen um 10% verkleinert. Angesichts der von Audi gezeigten Leitung wird dies aber kaum ausreichen, um auch die Benziner wieder konkurrenzfähig zu machen. Aber das ist vielleicht auch gar nicht gewollt, denn im nächsten will Peugeot zurückkehren, ebenfalls mit einem 12-Zylinder Turbo-Diesel.

In der GT1-Klasse gab es die Neuauflage des Spiels des gelben Teams (Chevrolet) gegen das grüne Team (Aston Martin) und dieses Duell gehört wohl zur Zeit zum Besten, was der GT-Sport zu bieten hat. Keines der beiden Teams sparte mit Werbeaufwand, bei Aston Martin hatte man sich die publicityträchtige Startnummer "007" geben lassen, denn dieses Auto ist ja auch der "Dienstwagen" der Filmfigur James Bond. Bis kurz vor Schluss lagen eine Corvette und ein Aston dicht beisammen, bevor die Engländer dann wieder, wie bereits im letzten Jahr, vom Defektteufel heimgesucht wurden. Oliver Gavin, Olivier Beretta und Jan Magnussen gewannen in ihrer Corvette C6-R ihre Klasse, Aston Martin musste sich mit dem zweiten GT1-Rang geschlagen geben. Der bessere der beiden DBR9 verlor sechs Runden wegen eines Öllecks, das Schwesterauto wurde durch einen Kupplungsschaden eingebremst. Dakar-Sieger Luc Alphand belegte in einer weiteren Corvette den dritten GT1-Rang.

Auch in der LMP2-Klasse stand eine Wiederholung im Programm, zum 2. Mal in Folge siegte der RML-Lola, dieses Jahr gefahren von Mike Newton, Thomas Erdos und Andy Wallace.

Eine kleine Sensation bot die GT2-Klasse. Bis eine Stunde vor Schluss sah es nach dem obligatorischen Porsche-Sieg aus, aber dann setzte sich der Panoz-Esperante des LNT-Teams durch.

Team LeMansZone 2006

  • Georg Dannewald
  • Ihno Goldenstein
  • Gerd Grau
  • Franz-Josef Jansen
  • Werner Kirchmann
  • Michael Kirsch
  • Andreas Lörzer
  • Rolf Sommer
  • Alfred Thusch
  • Stefan Salewski

Zeltplatz: Expo

Eintrittskarte 2006

Rennergebnis