Die 24 Stunden von Le Mans 2014

Dreikampf

Le Mans 2014

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Audi, Toyota, Porsche - der mit Spannung erwartete Dreikampf in der LMP1-H Klasse entpuppte sich auch tatsächlich als ein solcher und übertraf unsere Erwartungen deutlich. Alle 3 Hersteller lagen während des Rennens wechselweise in Führung und wer hätte damit gerechnet, das Neuling Porsche nach langer Abstinenz und mit einem nagelneuen Auto 2 Stunden vor Rennende sogar kurzzeitig auf Position 1 liegen würde?

Aber jede Geschichte sollte mit dem Anfang beginnen: Das freie Mittwochtraining hatte gerade erst begonnen, da sah es zunächst einmal nach einem weiteren schwarzen Jahr für Le Mans aus, denn die Bilder vom verunfallten Audi #1 weckten bei vielen Betrachtern die Erinnerung an den tödlichen Unfall vom letzten Jahr. Der Aufprall Ende der Porsche-Kurven war dermaßen heftig, dass sogar Teile des Dachs abgerissen wurden. Nach einigen Stunden gab es jedoch Entwarnung aus dem Krankenhaus: Der Fahrer Loic Duval hatte nur leichtere Verletzungen, wurde jedoch zur Beobachtung zunächst dort behalten und erhielt von den Ärzten ein Fahrverbot. Audi musste nun über Nacht ein komplett neues Auto aufbauen und einen neuen Fahrer als Teamkollegen für Tom Kristensen und Lucas di Grassi heranschaffen. Beides wurde in Windeseile erledigt, ein Reserve-Chassis war wohl vorhanden und als 3. Fahrer für die #1 wurde kurzerhand Marc Gene in seiner Rolle als Audi-Reservefahrer aktiviert. Gene befand sich ohnehin vor Ort, er sollte eigentlich einen LMP2 Zytek für das Jota Team steuern.

Auch die weitere Trainingzeit war von zahlreichen Ausrutschern und Unfällen geprägt, lediglich das Abschlusstraining ging ohne rote Flagge über die Bühne. Einer der Werks-Aston-Martin wurde im Training dermaßen gründlich kaltverformt, das er zum Rennen nicht mehr antreten konnte. So gab es dann am Samstagnachmittag um 15:00 Uhr etwas, was wir in Le Mans schon länger nicht mehr erlebt hatten: Gleich 2 Startplätze blieben leer! Neben dem Aston Martin #99 fehlte auch der LMP2 Oreca von Millennium Racing, denn das Team war trotz Nennung gar nicht erst an der Strecke erschienen.

Gleich vom Start weg setzte sich, nicht ganz unerwartet, einer der Toyotas an die Spitze, blieb auch dort und baute seinen Vorsprung kontinuierlich aus. Die Japaner hatten bereits im bisherigen Verlauf der Saison demonstriert, dass man über den derzeit schnellsten LMP1 verfügte, dies aber bisher noch nicht in Siege ummünzen können.

Nach etwa 1 Stunde beschlossen die Wettergötter, dass dies doch wohl alles zu langweilig sei und setzten Teile der Strecke mittels schwerer Regenschauer heftig unter Wasser. Das endete dann mit einem Desaster für Toyota und Audi: Im dichten Regen kollidierten Audi #3 und Toyota #8. Für den Wagen aus Ingolstadt war das Rennen vorbei, der Toyota konnte zwar repariert werden, kam jedoch aufgrund des riesigen Rückstands für den Sieg nicht mehr in Frage und somit hatten die Japaner nur noch 1 Eisen im Feuer. Toyota #7 lag aber immerhin an der Spitze und baute den Vorsprung kontinuierlich aus. Zu diesem Zeitpunkt werden sich wohl schon die ersten Toyota-Teammitglieder gefragt haben, ob man nicht besser genau wie Audi mit 3 Wagen an der Sarthe erschienen wäre.

Die beiden verbliebenen Audi kristallisierten sich bald als schnellste Verfolger heraus, dahinter kamen die Porsche, die das Tempo nicht ganz mitgehen konnten und auch mit einigen Technikpannen zu kämpfen hatten. Nach fast 14 Stunden in Führung kam dann am Sonntagmorgen das Aus für die Hoffnung der Japaner auf einen Gesamtsieg: Alex Wurz blieb mit dem führenden Toyota in Arnage stehen, Auslöser war wohl ein Kabelbrand. Spätestens jetzt rächte sich bitterlich, dass man kein 3. Auto an den Start gebracht hatte!

Audi #1 lag nun in Führung und es sah für eine Weile alles nach dem 10. Gesamtsieg für Tom Kristensen in Le Mans aus. Gegen Sonntagmittag mussten dann an beiden Audis die Turbolader gewechselt werden. Dadurch ging Porsche #20 erstmals in diesem Rennen in Führung und die Reihenfolge der beiden Audis wurde durch die unterschiedlichen Reparaturzeiten vertauscht. (15 bis 20 Min. für einen Turboladerwechsel, erzählt das Mal Eurer Werkstatt... ;-)

Porsche lag tatsächlich 2 Stunden vor dem Ende in Führung, wer hätte das gedacht! Leider hatte die #20 mit Mark Webber am Steuer dann ein Elektronik-Problem und rollte langsam an die Box zurück, in welcher der 2. Porsche mit der #14 ohnehin schon seit einiger Zeit stand. Nun wurde wohl auch bei den Stuttgartern ein 3. Auto schmerzlich vermisst!

So erzielten dann Lotterer, Treluyer und Fässler im Audi R18 mit der #2 nach 2011 und 2012 ihren 3. Sieg in dieser Fahrerkombination. Dahinter folgte der Audi #1. Toyota erreichte mit der #8 ebenfalls noch einen Podiumsplatz, aber das war natürlich nur ein Trostpflaster, denn natürlich war man gekommen um zu siegen.

Festzuhalten bleibt, dass diesmal keines der Top-Autos ohne Probleme ins Ziel kam, dies lag sicher auch an dem neuen Reglement und der damit verbundenen Komplexität der Fahrzeuge. Unglaublich und letztendlich entscheidend war wieder einmal die Leistung von Audi im Bereich der technischen Zuverlässigkeit und, wenn dann doch mal was kaputt ging, superschnellen Reparaturen. Ich kann mich nicht erinnern, wann die in Le Mans zuletzt ein Fahrzeug durch einen technischen Defekt auf der Strecke verloren haben.

In den anderen Fahrzeugklassen gab es übrigens mindestens genauso spannende Duelle, aber das ging aufgrund der Dramatik an der Spitze etwas unter. In der GTE-Pro Klasse setzte sich bereits zum 2. Mal nach 2012 das Ferrari Semi-Werksteam AF Corse mit Fisichella, Bruni und Vilander gegen die Porsche und die neuen Corvettes durch, bei den GTE Amateuren der von 3 Dänen gesteuerte Aston Martin #95 und bei den LMP2 der Zytek des Jota Teams.

Garage 56: Eine ziemlich peinliche Nummer war der Auftritt des Nissan Deltawing, der bereits im Training recht wenig fuhr und im Rennen nach gerade mal 5 Runden abgestellt wurde. Hoffentlich tritt diese Truppe im nächsten Jahr bei der vollmundig angekündigten Rückkehr in die Prototypen-Topkategorie besser vorbereitet auf. Der von vielen Fans geäußerte Verdacht, Nissan würde dieses Rennen mit Low-Budget-Einsätzen nur als Marketingplattform missbrauchen, wurde mit dieser Vorstellung jedenfalls nicht wiederlegt!

Team LeMansZone 2014

  • Ludger Amsbeck
  • Hansgerd Bramann
  • Roland Chudzenski
  • Lars Dinesen
  • Ralf Erdmann
  • Ihno Goldenstein
  • Freddy Gyldenvang
  • Thomas Höving
  • Hendrik Hustert
  • Jan Kilbak
  • Werner Kirchmann
  • Andreas Lörzer
  • Thomas Queißer
  • Sebastian Raiss
  • Stefan Salewski
  • Rolf Sommer
  • Sebastian Wirtz

Zeltplatz: Bleu Nord

Eintrittskarte 2014

Rennergebnis